Einige Vorbemerkungen zum Rassestandard…..

 

Ein Rassestandard kann man als eine Richtlinie verstehen, in der die einzelne Rasse in ihrer idealen Form bezogen auf den Charakter, das Temperament und das äußere Erscheinungsbild beschrieben wird. Die zuverlässige Einhaltung des Rassestandards sollte selbstverständlich sein. Züchter und Zuchtrichter sollten jederzeit mit Übertreibungen des Rassestandards (so gen. Übertypisierungen) und anderen Gegebenheiten, die der Gesundheit und dem Wohlbefinden sowie der Funktionalität der Rasse entgegenstehen, kritisch und achtsam umgehen.

Braucht aber nun der geneigte Interessent tatsächlich Kenntnisse des Rassestandards?

Diese Frage lässt sich streng genommen mit einem klaren „Jain!“ beantworten. Rein zahlenmäßig betrachtet, befinden sich die meisten Irish Terrier im Besitz von Privatleuten, deren Anschaffungsgründe für einen solchen Hund ganz unterschiedlich sind. Es gibt einfach viele Gründe, die für den Irish Terrier sprechen: bezogen auf die Größe könnte man ihn als „quadratisch, praktisch, gut“ beschreiben, er ist genau so groß, dass er überall als „echter“ Hund durchgeht, aber eben nicht so groß, dass seine Anschaffung auch direkt mit dem Erwerb eines größeren Mittelklassewagens einhergeht! Er passt im Restaurant bequem unter jeden Tisch, wird aber vom Personal nicht als „Fluse“ übersehen….

Davon abgesehen suchen sich Menschen eben allzu menschlich einen Hund nach optischen Gesichtspunkten aus: den einen ist ein wuseliger, völlig zugewachsener Irish erstmalig als solcher über den Weg gelaufen, der in seinem äußeren Erscheinungsbild und clowneskem Gehabe eher einer Mischung aus Boomer und der Personifizierung von „Alf“ glich, die anderen haben auf irgendeiner Ausstellung einen perfekt getrimmten Vertreter der Rasse erblickt, der in gängiger Irish-Manier mit stolz erhobenem Kopf und einer gewissen an Arroganz erinnernden Haltung an den anderen Hunden mit raumgreifendem Schritt vorbei ging, so dass man fast eine Denkblase über seinem Haupt erahnen kann, in der mit großen Lettern unmissverständlich steht: „Der Star in dieser Halle bin ich!“

Hat man sich in letzteres verliebt, bleibt ein Blick in und ein Verständnis für den Rassestandard unumgänglich – für die Liebhaber von Alf wäre es, bezogen auf die Äußerlichkeiten, eher sekundär, sie lieben ihren Irish Terrier auch, wenn er ein oder gar zwei Stehohren hat – unerwünscht, gibt aber einen sehr individuellen Ausdruck!

Nichtsdestotrotz bleibt der Standard letztlich ein Ideal und diese haben es an sich, in der Regel nie erreicht zu werden. Der Standard lässt darüber hinaus einen gewissen Interpretationsspielraum, der den einzelnen Rassevertretern gerecht werden soll. Ob dies immer gerechtfertigt ist, beispielsweise bezogen auf die Größe oder Farbe, soll hier nicht bewertet werden.

Tatsache ist jedoch, dass es heutzutage zumindest einen deutlichen Unterschied zwischen europäischen und eher amerikanischen Linien gibt, was sich nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild bezieht, sondern ebenfalls auf das Verhalten. So findet man bei den europäischen Linien meistenteils die im Standard geforderte „Substanz“ eher, die Hunde sind von der Fellfarbe her variabler (oft heller bzw. im Bereich „rot-weizen“), insgesamt größer und kräftiger. Vom Wesen her sind sie oftmals gutmütiger, sanfter und verträglicher als ihre amerikanischen Vertreter. Letztere bestechen oftmals durch ihre rote Fellfarbe, sind oftmals kleiner (wie auch im Standard gefordert!), haben ausgezeichnete Gangwerke. Nachteilig erscheinen dafür ihre schmaleren Köpfe und für denjenigen, der einen „einfachen“ Familienhund haben möchte, ist ihre Erziehung durch ihr meistenteils impulsiveres Temperament wesentlich anspruchsvoller, was sie jedoch durch ihre rauhere Art auch weniger empfindliche gegenüber äußeren Einflüssen sein lässt. Beide Linien haben so ihre Vor- und Nachteile, sollten jedoch zum zukünftigen Besitzer passen. 

Was dies im Einzelnen beispielsweise für die notwendige Erziehung des Irish Terriers heißt, wird an anderer Stelle erläutert. Der Vollständigkeit halber finden Sie folgend den in Deutschland gültigen Rassestandard und im Anschluss einige Links, die den Standard in anderen Ländern betreffen. Hier werden an einigen Stellen durchaus Differenzen deutlich.

                                                                                          

 

Der Standard des Irish Terrier                                                                                                                                                         FCI-Standard Nr. 139/30.08.2002/D

ÜBERSETZUNG  : Frau Elke Peper.

 

URSPRUNG : Irland.

 

DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN ORIGINAL- STANDARDES  : 13.03.2001.

 

VERWENDUNG : Vielseitig verwendbarer Hofhund, Familienhund, Wachhund, der Gefahren oder Verletzungen mit äusserster Verachtung begegnet; geeignet für die Jagd und die Arbeit nach dem Schuss.

 

KLASSIFIKATION FCI: Gruppe 3  Terrier.

                                          Sektion 1  Hochläufige Terrier.

                                          Ohne Arbeitsprüfung.

 

KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS : Irland hat vier Terrierrassen hervorgebracht, die sich alle deutlich von den Terrierrassen des Kontinents und Englands unterscheiden. Die in der heutigen Zeit offiziell als „Irish Terrier“ bezeichnete Rasse ist möglicherweise die älteste der irischen Terrierrassen, jedoch sind schriftliche Hinweise so selten, dass dies schwerlich schlüssig zu beweisen wäre.

Vor dem Jahre 1880 war die Farbe der Irisch Terrier noch recht uneinheitlich. Ausser rot waren sie gelegentlich auch schwarz-loh gefärbt oder auch von gestromter Farbe. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bemühte man sich, die Farben Schwarz-loh und Gestromt züchterisch zu eliminieren, und so zeigten alle Irish Terrier vom Beginn des 20.Jahrhunderts an eine rote Farbe.

Rote Irish Terrier traten  bald in England und in den USA auch im Ausstellungsring in Erscheinung, wo sie begeistert aufgenommen wurden.

Ihr guter Ruf gewann noch hinzu, als sie im ersten Weltkrieg bei furchterregendem Lärm in den Wirrnissen des Grabenkrieges als Botenhunde eingesetzt wurden und dort sowohl ihre Intelligenz als auch ihre Furchtlosigkeit unter Beweis stellten.

 

 

 

Der erste Rassespezielklub für Irish Terrier wurde am 31. März 1879 in Dublin gegründet; ausserdem war der Irish Terrier die erste Terrierrasse, die vom englischen Kennel Club als solche mit Irland als Ursprungsland offiziell anerkannt wurde.

 

ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD :  Der Irish Terrier muss aktiv, lebhaft, geschmeidig und drahtig erscheinen und viel Substanz haben, ohne dabei jegliche Unbeholfenheit erkennen zu lassen, denn sowohl Geschwindigkeit und Ausdauer als auch Kraft sind für die Rasse von essentieller Bedeutung. Der Irish Terrier darf weder unbeholfen noch unförmig wirken; die Umrisse seines Körpers und seine Gestalt sollten Schnelligkeit, Anmut und Flüchtigkeit demonstrieren.

 

VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) : Der Irish Terrier ist, obwohl entschlossen und fähig, sich anderen Hunden gegenüber zu behaupten, bemerkenswert treu, gutmütig und dem Menschen liebevoll zugetan; wenn er angegriffen wird, zeigt er jedoch Löwenmut und kämpft bis zum bitteren Ende.
Fälschlicherwese wird dem Irish Terrier nachgesagt, er gerate leicht, manchmal sogar im Ausstellungsring, in Streit mit anderen Hunden. Obwohl er keiner Auseinandersetzung aus dem Wege geht, wenn die Umstände es erfordern, so ist der Irish Terrier doch leicht zu erziehen und ein umgänglicher Haushund; er verkörpert somit noch immer die Eigenschaften, die ihn, den früheren Beschreibungen entsprechend, zum „Wächter der armen Leute, zum Freund der Bauern und zum Liebling der vornehmen Herren“ hatten werden lassen.

 

KOPF : Lang, ohne Falten.

 

OBERKOPF :

Schädel : Flach und ziemlich schmal zwischen den Ohren, zu den Augen hin noch etwas schmaler werdend.

Stop : Kaum sichtbar, lediglich im Profil.

 

GESICHTSSCHÄDEL :

Nasenschwamm : Muss schwarz sein.

Lefzen : Sollten gut anliegen und aussen fast schwarz sein.

Kiefer / Zähne : Die Kiefer müssen kräftig, gut bemuskelt und von einer Länge sein, die ein gutes Zupacken ermöglicht. Die Zähne sollten kräftig, ebenmässig, sauber und gesund sein; die obere Schneidezahnreihe greift leicht über die untere.

Wangen : Nicht zu voll. Sie sollte unter den Augen leicht abfallen, damit nichts an den Kopf eines Greyhounds erinnert.

Augen : Sollten dunkel und klein sein, nicht vorstehen und voller Leben, Feuer und Intelligenz sein. Gelbe oder helle Augen sind äusserst fehlerhaft.

Ohren : Klein, V-förmig, mässig dick und gut auf dem Kopf angesetzt; sie fallen dicht an den Wangen nach vorn. Die obere Linie des gefalteten Ohres sollte sich gut oberhalb der Schädeldecke befinden. Ein Ohr, das, wie beim Laufhund, an der Seite des Kopfes herabhängt, ist nicht charakteristisch für diesen Terrier, wobei allerdings ein halb aufrechtes Ohr noch weniger erwünscht ist.

Die Behaarung auf den Ohren sollte kurz sein und dunkler in der Farbe als das Körperhaar.

 

HALS : Sollte von ansehnlicher Länge sein und sich zu den Schultern hin allmählich verbreitern; er sollte gut getragen werden und keine lose Kehlhaut aufweisen. An beiden Seiten bildet sich gewöhnlich eine leicht Halskrause, die fast bis zum Ohransatz verläuft.

 

KÖRPER : Sollte ausgewogen sein, weder zu lang noch zu kurz.

Rücken : Sollte kräftig und gerade sein, ohne jegliches Anzeigen von Schlaffheit hinter den Schultern.

Lendenpartie : Muskulös und sehr leicht gebogen. Eine Hündin darf in der Lendenpartie etwas länger sein als ein Rüde.

Brust : Tief und muskulös, jedoch nicht mächtig oder breit, mit gut gebogenen Rippen; eher tief als rund, wobei die Rippen gut nach hinten reichen.

 

RUTE : Sollte ziemlich hoch angesetzt sein und fröhlich getragen werden, jedoch nicht über den Rücken gezogen oder geringelt sein. Sie sollte eine gute Stärke und Substanz haben und ziemlich lang sein; üblicherweise wird sie auf 2/3 der Gesamtlänge kupiert.

 

Sie ist gut von rauhem Haar bedeckt und frei von jeglicher Franse oder Befederung. In Ländern mit gesetzlichem Rutenkupierverbot ist nur die naturbelassene (unkupierte) Rute zulässig.

 

GLIEDMASSEN : Sowohl die Vorder- als auch die Hinterläufe sollten in der Bewegung gerade nach vorn geführt werden.

 

VORDERHAND :

Schultern : Müssen klar umrissen, lang und schräg gelagert sein.

Ellenbogen : Sie arbeiten frei an den Körperseiten.

Unterarm : Mässig lang, vollkommen gerade mit viel Knochenstärke und Muskulatur.

Vordermittelfuss : Kurz und gerade, sein Ansatz kaum zu erkennen.

 

HINTERHAND : Sollte stark und muskulös sein.

Schenkel : Kraftvoll.

Kniegelenke : Mässig gewinkelt.

Sprunggelenke : Sie stehen tief über dem Boden.

 

PFOTEN: Sollten kräftig, ziemlich rund und mässig klein sein; die Zehen sind gebogen und stehen weder nach aussen noch nach innen; schwarze Krallen sind äusserst erwünscht. Die Ballen sind gebrauchstüchtig und frei von Rissen oder brüchigen Wucherungen.

 

GANGWERK : Vorder- und Hinterläufe werden gerade und parallel nach vorn geführt, die Ellenbogen bewegen sich parallel zum Körper und arbeiten frei an dessen Seite; die Kniegelenke drehen weder einwärts noch auswärts.

 

HAARKLEID

 

HAAR : Sollte dicht und drahtig in der Textur sein, gebrochen (“broken”, harsch und hart) erscheinen und dennoch flach anliegen, wobei die einzelnen Haare so dicht und stark nebeneinander wachsen, dass die Haut nicht zu sehen ist, selbst wenn man das Haar mit den Fingern teilt; das Haar ist weder weich noch seidig und, besonders an der Hinterhand, keinesfalls so lang, dass die Körperumrisse verdeckt würden, und es ist frei von Locken oder Kräuselung.

Das Haar am Gesichtsbereich ist genauso zu beschreiben wie das des Körpers, es erscheint jedoch kurz (ca. 0,75 cm lang), fast glatt und gerade; ein angedeuteter Bart zeigt die einzigen langen Haare (und diese lang nur im Vergleich mit dem übrigen Haar), die erlaubt sind, ein Charakteristikum. Ein „Ziegenbart“ deutet auf seidiges, schlechtes Haar am gesamt Körper hin.

Läufe: Nicht befedert und, ebenso wie der Kopf, mit Haar bedeckt, das genauso hart, jedoch nicht so lang ist wie das Körperhaar.

 

FARBE : Der Hund sollte einheitlich rot, rot-weizenfarben oder gelblich-rot sein. Weiss findet sich gelegentlich an der Brust. Einen kleinen weissen Fleck findet man bei allen einfarbigen Rassen dort häufig.

 

GRÖSSE UND GEWICHT :

Schulterhöhe : Annähernd 18 inches (45,5 cm)

Gewicht : Rüden :         27 lbs (12,25 kg)

               Hündinnen:    25 lbs (11,4   kg)

 

FEHLER : Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist.

 

AUSSCHLIESSENDE FEHLER :

·         Aggressiv oder ängstlich.

  • Nase : Jede andere Farbe als Schwarz.
  • Gebiss : Deutlicher Vor- oder Rückbiss.
  • Farbe: Jede andere Farbe als Rot, gelbliches Rot oder Rot-weisen. Ein kleiner weisser Fleck an der Brust ist wie bei anderen einheitlich gefärbten Rassen erlaubt.
  • Pfoten : Brüchige Wucherungen oder Risse an den Ballen.

 

Hunde, die deutlich physische Abnormalitäten oder Verhaltensstörungen aufweisen, müssen disqualifiziert werden.

 

N.B. : Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.

 

Für den interessierten Leser nun noch einige Links zum Rassestandard in anderen Ländern. Diese sind aufgrund der heutigen, kontinentübergreifenden Verpaarungsmöglichkeiten teilweise recht auffschlußreich.

 

USA:                   http://www.itca.info/breedstandard.htm

Neuseeland:       http://www.irishterriers.com/welcome.htm?standardnzkc.htm

Kanada:              http://www.irishterriers.com/welcome.htm?standardckc.htm

Australien:           http://www.irishterriers.com/welcome.htm?standardankc.htm