Longieren

 

Bei dem Begriff Longieren denken die meisten Hundehalter zunächst an Pferde und daran, diese zum Zweck der Bewegung relativ langweilig im Kreis zu führen und eher selten stellen sie einen Zusammenhang zu einer zwar neuen, aber dennoch sehr interessanten Beschäftigung mit dem Hund her. Insbesondere die eher aussenorientierten Irish Terrier entwickeln beim Longieren in der Regel sehr viel Freude und Ausdauer.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn das Longieren mit dem Hund hat in erster Linie etwas mit klarer, körpersprachlicher Kommunikation auf Distanz zu tun, verstärkt darüber die Bindung und insbesondere beim Irish Terrier führt es in der Regel dazu, dass der Hund wesentlich mehr auf seinen Halter achtet, diesem mehr Aufmerksamkeit widmet und sich auch in anderen Situationen deutlich besser konzentriert. Distanz schafft Nähe!

 

Die Hunde und hier gerade der Irish Terrier mit seinem Faible für Beziehung und klare Kommunikation lernen dabei meist schneller als der Mensch, insbesondere beim Transfer vom Longierkreis in die reale Welt hat so manch ein Hund seinen Besitzer unmissverständlich auf seine unklare Körpersprache hingewiesen und korrigiert. Lernen ist eben nicht nur linear, sondern oftmals rekursiv!

 

Doch worum geht es genau?

Man benötigt zunächst einige einfache Hilfsmittel, um damit einen Kreis von ca. 10m Durchmesser abstecken zu können. Dies geht am einfachsten mit Zeltheringen und Flatterband.

Nun begibt sich der Mensch in diesen abgesteckten Kreis, der geneigte Irish Terrier bleibt aussen; beim Versuch des Hundes, den Kreis zu betreten, erklärt der Mensch den „Innenraum“ körpersprachlich zur Tabuzone für den Hund. Gesprochen wird dabei nicht! Gerade ein Irish Terrier reagiert hier beim ersten Mal recht verblüfft, müht sich Herrchen oder Frauchen doch ansonsten immer damit ab, dem Hund die vom Menschen gewünschte Nähe abzuverlangen und fordert nun recht unmissverständlich ein, dass der Hund auf Distanz gehen möge. Dabei wird jeweils blitzschnell körpersprachlich auf das Näheverhalten des Hundes reagiert, was ebenfalls hohe Konzentration und Körperbeherrschung des Halters erfordert. Ist letzterer in seiner Körpersprache präzise, sind die Hundehalter meistens verblüfft, wie schnell und präzise dann die Reaktion des Hundes folgt. Es kommt hierbei darauf an, dass der Hund beginnt zu kommunizieren und Aufmerksamkeit zu investieren, auf (körpersprachlichen) „Druck“ sofort weicht und bei Entspannung ebenfalls sofort entspannt.

Hierbei ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass man als Mensch keine „falsche“ oder widersprüchliche nonverbale Kommunikation ausdrückt, gerade beim Irish Terrier auch ansonsten ein oft gemachter „Fehler“.

Hat der Hund die Grundregel „Mensch innen – Hund aussen“ und „Mensch agiert – Hund reagiert“ verstanden, lässt sich das Longieren nahezu endlos erweitern:  von einfachen nonverbalen Kommandos auf Distanz wie „Sitz“ oder „Platz“ über Richtungs- und Geschwindigkeitswechsel auf minimale Hinweise des Menschen bis zum Einbauen von Hindernissen, die je nach körpersprachlicher „Anweisung“ bewältigt oder ignoriert werden sollen, ist vieles möglich.

Insbesondere beim Irish Terrier ist dies eine oftmals verblüffend einfache und effektive Möglichkeit, die hohe Aussenfokussierung zugunsten des Menschen zu reduzieren: so bald er einmal verstanden hat, dass „sein“ Mensch nun endlich klar körpersprachlich kommuniziert, steigt sein Interesse an und seine Aufmerksamkeit für seinen Halter auch in anderen Situationen enorm!

Es entwickelt sich ein harmonisches „Hund fragt – Mensch antwortet-Spiel“…..