Da staunt der Laie und wundert sich der Fachmann...

Augen zu - Ohren auf!!!
Augen zu - Ohren auf!!!

Dass so manch ein Züchter von Rassehunden oftmals nicht unbedingt mit kynologischem Fachwissen glänzt, ist spätestens seit Filmen wie „Pedigree Dogs exposed“ einer breiten Öffentlichkeit durchaus bewusst und bekannt. Dabei ging es dort eigentlich um recht offensichtliche Merkmale von so genannten Qualzuchten, bei denen sich viele Hundeliebhaber über Sätze einer Züchterin wundern durften, die behauptete, ihre extrem flachnasigen und durchgängig röchelnden Hunde hätten keinerlei Atemprobleme…
Bei weniger offensichtlichen Eigenarten eines Hundes wie beispielsweise Grundlagen der Fortpflanzung, Genetik oder Verhalten zeigt sich das Unwissen so manch einer Züchterin allerdings mitunter ebenso abenteuerlich und macht offenkundlich auch vor manch einer Irish Terrier Züchterin nicht Halt, wird statt dessen jedoch oft vollmundig öffentlich verbreitet.
So erklärte beispielsweise vor nicht allzu langer Zeit ein Züchter, der sich rühmt, seit 20 Jahren zu züchten, dass die Standhitze, also die empfängnisbereite Zeit seiner Hündinnen, jeweils drei Wochen andauerten, obwohl heutzutage die meisten „einfachen Hündinnenbesitzer“ wissen, dass dieser Zeitraum nur ca. 4 Tage beansprucht. Die Nachfrage ergab, dass es kein „Versprecher“ des Züchters war, sondern seine Überzeugung; zumindest kann so beim Errechnen des richtigen Deckzeitpunktes nur wenig schief gehen….

Interessant fand ich auch die Aussage hinsichtlich des Zuchtziels „Größe des Irish Terriers“: „Großer Rüde auf kleine Hündin ergibt immer mittelgroße Irish Terrier“. Es scheint also ganz einfach zu sein mit der Zucht, fast so ähnlich wie Farben anmischen: Schwarz mal Weiß ergibt immer Grau. Da fragt man sich irgendwann, wofür eigentlich die Forschung in diesem Bereich überhaupt noch vorangetrieben wird – das Geld könnte man sich vermutlich sparen und stattdessen einfach das kostengünstigere Wissen so manch einer Züchterin anzapfen. Es bliebe allerdings zu hoffen, dass hinsichtlich der Cystinurie beim IT nicht ähnlich verfahren wird….
Neben solchen „zuchtspezifischen“ Spitzfindigkeiten strömen spätestens beim Thema Verhalten der geliebten Irish Terrier, insbesondere, wenn Halter von Problemen egal welcher Gangart berichten, aus den Mündern und Schreibfedern so manch einer Züchterin endgültig abenteuerliche Aussagen, die oftmals darauf schließen lassen, dass hinsichtlich des Verhaltens von Hunden allgemein sowie des Irish Terriers im Speziellen hier unüberwindbare Wissenslücken klaffen.
Sätze wie, Zitat: „Nur eines sollte man seinem Irish Terrier nicht angedeihen lassen: eine Ausbildung als Schutzhund.“ auf der Internetseite eines Züchters und angeblichem Kenner der Rasse muten da noch zum Schmunzeln an, zeugen sie doch von einer relativen Fehleinschätzung der Fähigkeiten und Ausbildungsmöglichkeiten des Irish Terriers.

Steht keine eigene Internetseite zur Verbreitung des Unwissens zur Verfügung, wird – wie bei anderen Rassen auch – auf die gängigen Foren zurück gegriffen und hier wird es spätestens immer dann grotesk, wenn es darum geht, dass ein IT „mal wieder“ in irgendetwas oder –wen hineingebissen hat und dies eigentlich nicht hätte tun sollen…weil er das eigentlich nie tut…und eigentlich auch insgeheim der Rasse „Der tut nix“ angehört.
Dass sich Foren nicht unbedingt zur Lösungsfindung bei komplexen Verhaltensproblemen eignen, liegt auf der Hand, dass sie sich jedoch trotz Forderung nach Sachlichkeit in völligem Unfug verlieren, ist einer guten Außendarstellung der Rasse vermutlich auch nicht dienlich. Aber vielleicht geht es ja gar nicht um Außen-, sondern eher um Selbstdarstellung?
So wäre zumindest recht einfach zu erklären, wie auf die einfache Frage einer IT-Halterin nach Hilfe, weil ihre Hündin punktuell recht überraschend mit anderen Hunden in Konflikt gerät, zunächst einmal dargestellt wird, über welch langjährige Erfahrung man doch als Züchterin bereits verfügt, Zitat: „ich habe schon seit 1970 Hunde.“ Oder noch mal dieselbe Dame: “Ich habe seit 1970 Hunde und kann sagen, dass unsere/meine Hunde durchaus unterschiedliche Charaktere hatten.“, ebenso zitiert aus einem öffentlichen Forum. Abgesehen davon, dass sie vielleicht vergessen hatte, dass sie das bereits eine Seite zuvor schon erwähnt hatte, erscheint mir die Erkenntnis, dass die Hunde unterschiedliche Charaktere hatten, nahezu bahnbrechend! Der Bezug zur Eingangsfrage erschließt sich allerdings weniger…
Mit solch langjährigen Erfahrungen scheint es dann auch legitim, das Verhalten eines Irish Terriers, den niemand der Schreiber persönlich kennt, nun durch allerhand Schablonen, die besagen wie IT`s sind oder gleichzeitig nicht sind, zu pressen:
„Manchmal sind Hunde, die normalerweise weit unten in der Rangfolge stehen, überraschend aufmüpfig bei fremden Hunden. Außerdem machen Hunde im Alter von 4 Jahren einen Selbstewusstseinsschub durch, der die Besitzer oft überrascht.“ Zitat Ende! Ja, ja…manchmal regnet es und manchmal scheint die Sonne und manchmal wird man als Hundehalter vom Verhalten seines Hundes überrascht und manchmal bilden Einzelhunde Rangfolgen…mit wem nun genau? Die Sache mit dem Selbstbewußtseinsschub bei allen Hunden möge man mir als Sachverständige dann ebenfalls gelegentlich mit Quellennachweis belegen – man sollte Hundehalter doch rechtzeitig darauf hinweisen!
Eine ebenso „erfahrene“ IT-Halterin weiß dagegen ebenso vollkommen an der Eingangsfrage vorbei, folgendes zu berichten, um den Charakter des IT zu illustrieren, Zitat: „Ging es aber raus in den Wald und es begegnete uns ein anderer Hund, dann verwandelte sich mein sanfter Ire in einen Teufel und wenn ich nicht schnell genug mit der Leine war, dann stürzte er sich mit fürchterlichem Krach auf seinen Gegner.“ Mal davon ab, dass auch dieser Beitrag nichts mit der ursprünglichen Frage zu tun hat, es sei denn, man geht davon aus, mangelnde Erziehung des eigenen Hundes durch Geschwindigkeit „mit der Leine“ (was auch immer das sein soll) ausgleichen zu können und das dies jeder so tun möge, wird hier offensichtlich zusätzlich das Verhalten eines Rüden mit dem einer Hündin gleichgesetzt – na, dann…könnte man sich noch über die direkt folgende Aussage derselben Halterin wundern: „Ich hatte nicht den Eindruck, dass mein Hund aggressiv war!“ Zitat und Ende des Postings!
Hier kontert man doch am besten mit laienpsychologischen Annahmen darüber, wie denn eine Halterin, die solche Aussagen tätigt, gestrickt ist, Zitat: „Es soll ja Leute geben die auf einen "draufgängerischen" Hund abfahren. Aber da kann ich nur den Kopf schütteln und zu dieser Klientel gehöre ich nicht. Aber bitte es gibt ja noch Rassen die Minderwertigkeitsgefühle toll ausgleichen.“
Und so geht es weiter und weiter und gipfelt dann in der Aussage, die ich hier gern zitiere: „Ein unangeleinter Münsterländer Rüde kam um die Ecke, M. (Hund der Schreiberin, Anm. von mir) war an der Leine und ganz entspannt, aber die Hunde sind in der Luft zusammengeprallt.“ Schade, dass vermutlich niemand diesen interessanten Ablauf einer Hundebegegnung (übrigens wieder unter Rüden….der Hund der Fragestellerin ist immer noch eine Hündin – egal, wie viele Rüdengeschichten zum Besten gegeben werden) gefilmt hat, das hätte auf youtube sicherlich unendliche viele „Clicks“ gegeben…ein angeleinter Hund, der in der Luft mit einem anderen zusammenprallt – und das alles über Eck! Sowas sieht man nur selten! Und das mitten in Kiel…
Einzig hier gebe ich der Schreiberin im folgend zitierten Satz Recht: „Daraus jetzt auf ein Problem zu schließen, wie z.B. eine "schlechte Kindheit" beim Züchter, erscheint mir nicht logisch.“ …denn wahrscheinlicher ist, dass es an „der Ecke“ lag…oder der Unaufmerksamkeit des anderen Endes der Leine. Denn nur so macht die weitere Annahme dieser Züchterin wirklich Sinn: „ich bin sicher, dass manche Dinge "einfach so" passieren.“ Zitat Ende (Quelle: Forum irish-terrier.eu)
Na, dann erübrigt sich doch die ganze Diskussion und man hätte der ursprünglichen Fragestellerin einfach diese Erklärung zu Beginn mit auf den Weg geben können!

Vielleicht hätte man aber auch darauf hinweisen können, dass es sich bei manchen Aussagen von Züchterinnen zum Verhalten des Irish Terriers lohnt, die Ohren weit offen zu halten…oder einfach grinsend die Augen zu schließen!