Was machen eigentlich die "Mackenhunde"?

 

Um diese Frage auch für den unbedarften Leser verständlich zu beantworten, müsste zuvor eine andere Frage geklärt werden: wer sind denn die Mackenhunde?

 

In Zeiten, in denen die Rassehundezucht auch öffentlich durch Filme wie „Pedigree Dogs exposed“ immer deutlicher kritisiert wird, ist es mittlerweile auch dem unbedarften Laien klar, dass in der Zucht nicht alles Gold ist, was glänzt. Bedauerlicherweise wird sich hier fast ausschließlich auf die anatomischen Spitzfindigkeiten mancher Rassen und Züchter konzentriert, was definitiv berechtigt ist, aber gleichzeitig nur einen Teil der Zuchtprobleme zeigt.

 

Ein anderer Teil ist die zunehmende Zahl schlecht sozialisierter Hunde, die oftmals für den späteren Alltag des zukünftigen Besitzers nicht zuträglich ist. An unsere geliebten Vierbeiner werden heutzutage ganz andere Ansprüche gestellt, als noch vor 20 Jahren und die neuzeitlichen Hundegesetze tragen weitere Aspekte dazu bei, die die Hundehaltung nicht gerade leichter machen, als zu Zeiten, in denen nahezu jeder seinem Hund die artgerechte Auslastung verschaffen konnte.

An vielen Rassehundzüchtern scheint diese Entwicklung relativ spurlos vorbei zu gehen und hinsichtlich der Sozialisation der Welpen scheinen diese nach dem Motto: „Haben wir noch nie gemacht – haben wir schon immer so gemacht!“ äußerst blauäugig so weiter zu züchten, wie in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts….

Und so begab es sich in den letzten drei Jahren, dass ich sowohl als langjährige Hundetrainerin, als auch in meiner Rolle als Sachverständige (gem. LHundeG NRW) innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes mit einer - wie ich finde - relativ großen Anzahl auch sehr schlecht sozialisierter Irish Terrier und ihren Besitzer in Kontakt kam.

 

Auf den Internetseiten der Irish Terrier-Züchter liest man so nahezu auf jeder Seite den allmählich abgedroschenen Satz, zitiert nach Jack London, „Ein Hund aus Gold – innen wie außen!“, nur leider gilt hier mittlerweile auch beim Irish Terrier: es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Irish Terrier lassen sich vergleichsweise immer noch sehr gut verkaufen und nur selten kommt es vor, dass ein Züchter auf seinem Nachwuchs sitzen bleibt. Die Hunde beeindrucken auch Laien immer wieder durch ihr clowneskes Autreten, ihren ungefragt dargebotenen Stolz und ihre in der Regel stets fröhliche Stimmung, mit der sie es immer wieder schaffen, Menschen zum Lachen zu bringen. Sie sprudeln vor manchmal albernen Ideen, sind sehr anpassungsfähig und scheinen so der ideale Hund für Jedermann.

Bei genauerem Hinsehen sind sie es aber nicht: ihre Intelligenz und Selbständigkeit, gepaart immer noch mit einer unübersehbaren „Griffigkeit“ stellt nicht nur an den späteren Halter, sondern viel mehr bereits in der Aufzucht beim Züchter höhere Ansprüche, als gemeinhin als „freundlicher“ bekannte Rassen.

Hier scheitern leider immer wieder einzelne Züchter, konzentrieren sich viel zu sehr auf Äußerlichkeiten, sind sich aber leider der Tragweite ihrer Verpaarungs- und Sozialisationspläne selten bewusst.

Das Ergebnis sind hochgradig umweltunsichere, alltagsuntaugliche Iren, mit denen die Besitzer dann in der Regel bereits ab dem 7.Lebensmonat massive Problem bekommen, weil diese Hunde so ziemlich nichts von dem halten, was der Züchter zuvor angepriesen und versprochen hat.

Es liegt nach wie vor in der Natur des Irish Terriers, im Fall der Fälle nicht den Rückzug anzutreten, sondern „nach vorn“ zu gehen und seine Interessen notfalls mit 42 Zähnen durchzusetzen – auch, wenn ihn etwas gruselt, ist dies oft das Mittel seiner Wahl.

 

Innerhalb dieses Zeitraums von nun drei Jahren, seitdem ich wieder intensiv mit Irish Terriern arbeite, fanden sich eine erhebliche Menge solch „fehl- oder defizitär sozialisierter“ Iren in unserer Hundeschule ein, die ich einerseits äüßerst bedenklich finde und die zudem den immer gleichen Zuchtstätten entstammten…8 dieser Hunde mussten aufgrund der massiven Probleme (Beißvorfälle innerhalb der eigenen Familien) eingeschläfert werden – eine traurige Bilanz!

 

Ich habe das Problem seinerzeit mit Vehemenz öffentlich gemacht, da ich es nach wie vor untragbar finde, solche Hunde unbedarften Welpenkäufern anzuvertrauen. Manch ein Züchter scheint sich hier nur wenig Gedanken darüber zu machen, was dies im Einzelfall für die Familien bedeutet, einige Züchterinnen brachen den Kontakt zu den Besitzern komplett ab – denn was nicht sein darf, kann aus ihrer Sicht anscheinend auch nicht sein.

Und so stieß auch ich nicht nur bei der noch 2011 amtierenden und auch beim heute amtierenden Rassebeauftragten auf taube Ohren, sondern es wurde zusätzlich mehr oder minder systematisch versucht, das Thema unter den Tisch zu kehren, immer wieder mit der fast manisch anmutenden Begründung, man dürfe die Rasse nicht in Verruf bringen. Dabei sind es aus meiner Sicht gerade diese Züchterinnen und die dahinter stehenden „Funktionäre“, die zum schlechten Bild des Irish Terriers beitragen, indem sie ein in der Rasse bestehendes Problem einfach als „nicht existent“ erklären!

Daran hat sich leider bis heute in den betroffenen Zuchtstätten nichts geändert…die Hunde lassen sich immer noch gut verkaufen und dies scheint so manche Züchterin in der Richtigkeit ihres Handelns zu bestätigen. Für die später auftretenden Probleme fühlen sie sich in der Regel nicht zuständig.

 

Und was machen nun „die Mackenhunde“ (der Begriff stammt im Übrigen von einer etwas blauäugig zu betrachtenden Züchterin – nicht von mir)?

Bis auf die acht euthanasierten Hunde geht es allen den Umständen entsprechend gut. Massive Defizite in der Sozialisierung lassen sich nun mal auch durch den noch so engagierten Halter oder den pfiffigsten Hundetrainer nicht einfach wegzaubern.

Diese Hunde haben ihre Besitzer Unmengen an Zeit, Geld, Schweiß und Tränen gekostet, aber die Arbeit hat sich gelohnt und die meisten sind auch mit den noch bestehenden „Restproblemen“ zu tollen Teams zusammen gewachsenen und beide Seiten haben enorm viel gelernt.

 

Schade nur, dass es bei einigen Züchterinnen dagegen hier mit der Lernfähigkeit nicht allzu weit bestellt ist: sie züchten weiter schlecht sozialisierte Irish Terrier und überlassen Hunde und Halter dann immer noch sich selbst….